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Kastrationsprojekt in Râmnicu Vâlcea im August 2015

Im September 2014 lernte ich auf der Durchfahrt zur Smeura ( Tierheim des Vereins Tierhilfe Hoffnung ) nach Pitesti „die drei Mädels der Herzenshunde von Feteni“ in Ramnicu Valcea kennen. Nach der Besichtigung des privaten „Camps“ und des städtischen Tierheimes war uns klar, hier muss unbedingt geholfen werden.

Dank der vielen engagierten Kunden der Schülerfirma kids4dogs und den Spendern entschieden wir uns, in Valcea ein zehntägiges Kastrationsprojekt zu finanzieren. Nina Schöllhorn, die Tierärztin vom Tierärztepool Arche Noah e.V. startete am 9.8.2015 mit der Kastration und der medizinischen Versorgung der Tiere. Auch wir waren einige Tage vor Ort um das Geschehen zu dokumentieren und beim Einfangen und Zurückbringen der Hunde zu helfen. Kastriert wurden Hunde aus dem privaten Camp der Organisation und Straßenhunde. Da der Bürgermeister von Feteni ( Teilort von Valcea ) von dieser Aktion sehr angetan war, rief er die Hunde- und Katzenbesitzer auf, ihre Tiere zur kostenlose Kastration in das kleine OP Häuschen am Rande des Olt Flusses zu bringen. Die Bereitschaft, das eigene Tier kostenlos kastrieren zu lassen wird in den letzten Jahren immer öfters von der Bevölkerung dankbar angenommen.

Die Verantwortlichen des Vereines erzählten uns, dass im städtischen Tierheim regelmäßig ein rumänischer Tierarzt mit Studenten zum Kastrieren kommt. Die Hälfte der Hunde überlebt diesen Eingriff jedoch nicht oder hat ab diesem Zeitpunkt schwere gesundheitliche Probleme. Einige dieser Hunde wurden Nina Schöllhorn zur Nachversorgung gebracht. Entsetzt berichtete sie uns von halben Eierstöcken und verbliebenen Teilen der Gebärmutter im Bauch der kastrierten Hündinnen. In aufwendigen Operationen versuchte sie die Hündinnen zu retten. Viele werden ihr Leben lang Probleme haben, da Entzündungen schwere Schäden verursacht hatten.

Besonders betroffen gemacht hat uns alle der gesundheitliche Zustand der vielen kleinen Welpen. Während unseres Aufenthaltes mussten einige von ihnen eingeschläfert werden. Über die Möglichkeit der schnellen Erlösung durch die Spritze von Nina Schöllhorn waren wir sehr dankbar. In der Regel sterben die schwachen Welpen irgendwo in einer Erdkuhle, unter einer Holzpalette oder einem Busch langsam und qualvoll.

Gerne hätte Nina Schöllhorn länger im städtischen Tierheim kastriert. Da „die Mädels“ aber nur stundenweise Zugang zu diesem Tierheim haben, war es leider nur für einen Tag möglich. Daher würden wir, wenn der Bürgermeister von Valcea die Öffnungszeiten verlängert und wir bis dahin genügend Spenden zusammenbekommen haben, beziehungsweise Kalender verkauft haben, im Herbst auch hier kastrieren. Allerdings hätte dann der oben erwähnte Tierarzt mit seinen Studenten weniger Versuchshunde und müsste sich nach einer adäquateren Ausbildungsmöglichkeit für die zukünftigen rumänischen Tierärzte umschauen und EU Standard als Ziel verfolgen Der Tierschutz in Rumänien stellt seine Helfer immer wieder vor heftige nicht planbare Geschehen und Eindrücke, die oft fast nicht aushaltbar sind. Für Neulinge sind in diesem Land Vorgehensweisen oft unbegreiflich und scheinen zunächst herzlos. Manchmal muss man abwägen und sich entscheiden, auf welchem Weg mehr Tiere gerettet werden können. So ist es unmöglich, dass Nina Schöllhorn während eines Kastrationsprojektes virusinfizierte Welpen in ihrem OP Raum behandelt. Eine Ansteckung von Besitzerhunden würde die neu gewonnene Bereitschaft, sich für eine Kastration zu entscheiden, zunichte machen.

Vor allem ist es wichtig, immer das Ganze vor Augen zu haben und den Blick dafür nicht zu verlieren. Auch dann nicht, wenn es einen oft an die Grenzen des Ertragbaren bringt. Folgende Nachricht erhielt ich von Nina Schöllhorn wahrend ihres Einsatzes in Valcea:

„Ich bin hier in Ramnicu Valcea und habe eine Notsituation. Es wurden mir 7 Hunde zur Kastration aus einer privaten Hundehaltung in Draganesti gebracht welches eine Stunde entfernt ist. Alle sind in einem sehr schlechten Zustand. Zwei wären wenige Tage später definitiv verhungert. Hintergrund: Eine alte Frau hatte vor ein paar Jahren einige Hunde gerettet, die damals von städtischen Bediensteten ertränkt werden sollten. Jetzt hatten sich die Tiere vermehrt und es sind inzwischen 40 Hunde. Die Frau hat absolut kein Geld und die Hunde bekommen nur ab und an Brot. Sie hat schon vor Monaten um dringende Hilfe beim Tierschutzverein hier angefragt. Der hat aber selbst genug Probleme und kann nicht helfen. Sie bittet um Übernahme von Hunden, Unterstützung durch Futter etc. Sie möchte keinesfalls neue Hunde aufnehmen. Ich fahre fort heute hin um mir die Lage selbst anzuschauen – erwarte Schlimmes.“

Daher gibt es für die Straßenhunde und Besitzerhunde in Rumänien nur einen sinnvollen Tierschutz: Kastration!!! Gerne würden wir noch häufiger solche Kastrationsprojekte in Rumänien anbieten. Dafür brauchen wir aber weiterhin Ihre Unterstützung! In diesen zehn Tagen konnte Nina Schöllhorn 155 Hündinnen, 54 Rüden, 27 Katzen und 3 Kater kastrieren. Hinzu kamen noch zahlreiche andere Operationen.

Neben diesen oftmals fürchterlichen Erfahrungen in diesem Land, weise ich meine Mitreisenden immer wieder auf die wunderschöne Fahrt zum Lac Balea Landschaft und die vielen Sehenswürdigkeiten Rumäniens hin. Ein kleiner Ausflug in die Berge oder das Erkunden neuer Dörfer steht immer auch auf dem Programm. Curtea de Arges

Bei diesen Ausflügen füttern wir Hunde auf abgelegenen Parkplätzen und Waldplätzen. Auch haben wir immer Wurmtabletten dabei, um sehr abgemagerte Hunde zu entwurmen. Vor allem in den Romadörfern ist die Entwurmung sehr wichtig, da sich die Kinder, die mit den Hunden auf sehr engem Raum zusammenleben, anstecken können. Immer wieder erfreue ich mich an der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft vieler Rumänen. Von dieser Wärme und Herzlichkeit würde ich gerne nach jedem Aufenthalt in diesem Land eine Portion mit ins häufig kalte Deutschland nehmen.

Ganz herzlich möchten wir uns bei Ihnen bedanken und hoffen, dass Sie uns weiterhin begleiten und unterstützen!